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Interview mit Philipp Herrnberger
Autor: VfB Oldenburg/Fube am 24.07.2015
VfB-Geschäftsführer steht Rede und Antwort
Nach den ersten drei Wochen beim VfB Oldenburg gab der von den EWE-Baskets gekommene neue Geschäftsführer Philipp Herrnberger ein erstes Statement zur Situation des Regionalligisten. Hier das Interview:
Herr Herrnberger, die ersten drei Wochen beim VfB Oldenburg haben Sie hinter sich. Hand aufs Herz, wie oft haben sie schon gezweifelt, ob der Wechsel aus der Basketball-Bundesliga in die Fußball-Regionalliga richtig war?
(lacht) Wirklich in keiner Sekunde, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich beim VfB Oldenburg jetzt schon zuhause, denn ich wurde hier super aufgenommen. Der Verein, mit all seinen Facetten, ist eine tolle, spannende Aufgabe. Ich lerne jeden Tag viele tolle Menschen kennen, die sich stark mit dem VfB verbunden fühlen. Das macht großen Mut! Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir in den nächsten Jahren etwas Tolles schaffen können, sonst wäre ich diesen Schritt auch nicht gegangen.
Sie sind Geschäftsführer und verantwortlich für das Marketing. Wo werden Sie ihre Schwerpunkte setzen?
Ich alleine kann keine Schwerpunkte setzen, sondern das ist vielmehr das Ergebnis von Teamwork. Ein Verein lebt vom Zusammenspiel aller Beteiligten, den Mitgliedern, Vorständen, Mitarbeitern und Aufsichtsräten. Aber um konkret zu werden: wir werden die Einnahmen steigern müssen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wir brauchen dafür Geduld und Kreativität und müssen das Vertrauen in der Gesellschaft und Wirtschaft zurückgewinnen.
Philipp Herrnberger
Foto: VfB Oldenburg
Durch Taten! Das mag sich jetzt abgedroschen anhören, aber deshalb ist es nicht weniger wahr. Vertrauen baut man durch harte Arbeit auf, durch Offenheit, durch personelle Konstanz. Nur so wird es uns gelingen, das Vertrauen der Menschen in den VfB Oldenburg zurückzugewinnen. Wir müssen überzeugen. Ich will es mal an vier Schlagworten festmachen, die wir für unabdingbar halten: Vertrauen, Konstanz, Geduld und Bescheidenheit. Und natürlich müssen wir unseren Worten eben auch Taten folgen lassen.
Der VfB wird oft als Marke bezeichnet. Wie schätzen Sie den Wert der Marke ein?
Zunächst einmal finde ich das Logo wunderschön. Es ist in der Region natürlich bekannt und der VfB ein Begriff. Aber, und das hören wir immer wieder, mit leichten Macken – und da müssen wir uns auch nichts vormachen. Der VfB muss wieder zu einer starken Marke in der Region werden und die Menschen müssen wieder fragen, wie der VfB gespielt hat. Wir müssen das Interesse an Heimspielbesuchen wieder anfeuern. Ich finde aber, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Volleyballabteilung findet sich neu, die Tischtennisabteilung meldet wieder vier Mannschaften zum Spielbetrieb. Die Zitrone auf der Brust vermittelt wieder einen gewissen Stolz. Zudem haben wir mit der FUFA eine tolle Abteilung, die 100 prozentig in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Ich finde das soziale Engagement, z.B. das Kochen mit Flüchtlingen, großartig und wo es geht, werden wir unterstützen. Wir wollen möglichst vielen Menschen ein zu Hause bieten, eine Familie sozusagen.
Der VfB war davon zuletzt aber ein gutes Stück entfernt.
Ja und nein. Die grundsätzliche Begeisterung ist ja nicht verloren gegangen, sie schlummert. Was mit dem VfB möglich ist, hat zuletzt ja das Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück gezeigt – und da geht auch mehr. Aber, ich mahne nochmal: wir dürfen nicht zu viel erwarten, sondern müssen einen Schritt vor dem anderen machen. Ich bin selbst ein recht ungeduldiger Mensch und Perfektionist, weshalb auch mir immer wieder vor Augen gehalten werden muss, dass wir sehr geduldig sein müssen.
Wo wollen und können Sie konkret ansetzen?
Zum einen an der Sichtbarkeit der Zitrone in der Region. Der VfB muss wieder Stadtgespräch werden – aber im positiven Sinne. Zum anderen wollen wir Themen weiter ausbauen, die sich schon als erfolgreich erwiesen haben. Wir wollen unseren Partnern aus der Wirtschaft Mehrwerte bieten, die über ihren werblichen Auftritt im Stadion hinausgehen. Das Engagement unserer Sponsoren muss sich noch stärker auszahlen. Da haben andere Vereine dieser Stadt uns vielleicht etwas voraus und da wollen wir wieder Boden gut machen. Ich möchte aber nochmal deutlich machen, dass wir uns in einem Übergangsjahr befinden, sozusagen mitten im Umbruch. Wir arbeiten daran, einen neuen VfB auf die Beine zu stellen und müssen vieles kritisch hinterfragen.
Der VfB-Vorstand hat sehr konsequent auf den Einbau junger Talente gedrängt. Wie kommt das bislang in der Wirtschaft an?
Absolut positiv! Man hat uns bestärkt, diesen Weg mit aller Konsequenz zu gehen und ihn auch nicht zu verlassen, wenn es mal Rückschläge geben sollte. Ich nehme insgesamt eine gewisse Aufbruchstimmung wahr, ohne jetzt gleich euphorisch werden zu wollen, aber es freut mich natürlich ungemein, dass wir auf dem eingeschlagenen Weg eine breite Basis an Unterstützung finden. Das bestärkt uns auch, diesen Weg weiterzugehen. Wir müssen bei allem, was wir machen, langfristig denken – sowohl in wirtschaftlichen, als auch sportlichen Aspekten. Da hat der Nachwuchs eine prägnante Rolle!
Welche Rolle kann der VfB in der neuen Saison spielen?
Ich hoffe eine gute, versprechen kann ich aber nur, dass wir alles dafür tun werden. Die Spieler auf dem Feld, das Trainerteam, Management, Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Fans. Sonst bräuchten wir den Job auch nicht machen. Wichtig ist, jetzt die Grundsteine zu legen, um in Zukunft erfolgreicheren Fußball zu spielen.
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